Creality Ender 3 vs FLSUN Q5 | Wieso ich mich für einen Delta entschieden habe

Creality Ender 3 vs FLSUN Q5 | Wieso ich mich für einen Delta entschieden habe

Wer sich erstmal entschlossen hat einen 3D-Drucker anzuschaffen, sieht sich von einer Flut verschiedener Modelle und Hersteller erschlagen. Als Goldstandart der kleinen und mittelgroßen Drucker haben sich in den letzten Jahren die Drucker von Prusa etabliert. Mit dem i3 Mini ist der günstigste 3D-Drucker von Prusa im Moment (Stand: 20.09.2020) für 379 Euro zu erwerben.

Möchte man, wie ich, für den ersten Drucker nicht diese Preis bezahlen, und auch nicht direkt zu Eigenbau übergehen, wird die Auswahl deutlich schwieriger. Wie ich diese Wahl für mich getroffen habe, werde ich im Folgenden an zwei beliebten aber sehr unterschiedlichen Druckern zeigen. 

Der erste ist wahrscheinlich der absolute Bestseller unter den günstigen 3D-Druckern. Die Rede ist vom Ender 3 von Creality. Dieses Modell, dessen vielfältige Iterationen sich seit einigen Jahren auf dem Markt befinden, ist im Schnitt für etwa 200 Euro zu bekommen. In besonderen Angeboten und bei Selbstimport aus Asien ist der Ender 3 aber häufig auch schon für 160-170 Euro zu bekommen. 

Wichtig zu wissen ist hier, dass der Ender 3 immer wieder leicht verändert wurde und deshalb unter sehr ähnlichen Modellnamen im Detail unterschiedliche Drucker. Besonders die aktualisierten Pro-Versionen werden dann aber auch gern mal deutlich teurer als die ursprüngliche Variante. Um also keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich rede von der günstigsten Variante des Ender 3.

Der zweite 3d-Drucker wird mit der Modellbezeichnung Q5 von der Marke FLSUN vertrieben. Der Drucker ist meines Wissens nach erst seit letztem Jahr auf dem Markt, und verfügt dementsprechend über einige technische Neuerungen, die bei der ursprünglichen Version des Ender 3 noch nicht verbaut waren. Dazu später mehr…

Die Preise für den FLSUN Q5 bewegen sich ebenfalls relativ stabil um die 200€. Welchen Preis man am Ende tatsächlich zahlt liegt meist daran, ob man ein günstiges Angebot erwischt, und ob man bereit ist, den Drucker direkt aus Asien zu ordern oder lieber sicher bei Amazon kauft.

Die Entscheidung zwischen dem Q5 und dem ender 3 ist in erster Linie eine Entscheidung zwischen zwei unterschiedlichen Funktionsweisen bei der Bewegung des des Extruders, also des Druckkopfes.

Der Ender 3 bewegt den Extruder entlang von drei, in die drei Raumrichtungen weisenden, Schienen. Das ganze hat große Ähnlichkeit mit einem kartesischen Koordinatensystem, das den meisten noch aus der Schule bekannt sein dürfte. Es ist also kaum überraschend, dass diese Druckervariante in der Regel als kartesischer 3d-Drucker bezeichnet wird.

Der Q5 bewegt den Druckkopf natürlich auch in einem kartesischen Koordinatensystem. Allerdings sind die Schienen des Druckers dafür nicht parallel zu den Achsen des Systems ausgerichtet, sondern alle in eine Richtung. Diese Variante von 3d-Druckern wird in der Regel als Delta-Drucker bezeichnet.
Anhand von Schlitten, die sich wie Aufzüge entlang dieser Schienen bewegen, schaffen es Delta Drucker ebenfalls den Druckkopf an jede beliebige Stelle innerhalb des Druckvolumens zu bewegen.
Wie genau das in beiden Fällen konkret aussieht, lässt dich in diesem Video gut erkennen


Delta vs kartesische Drucker

Beide Druckervarianten haben spezifische Vor- und Nachteile. Kartesische Drucker sind deutlich weiter verbreitet, als Delta-Drucker und haben deshalb nicht nur eine größere Community, sondern waren bis zuletzt auch immer deutlich günstiger zu haben als Deltas (mit dem FLSUN Q5 scheint sich das jetzt zu ändern). Selbst Drucker mit  verhältnismäßig großem Bauvolumen sind schon für wenige hundert Euro zu bekommen. Auch für die Ersatzteilpreise und die Ersatzteilverfügbarkeit gilt, dass sie bei druckern kartesischer Art oft besser sind. 

Das Bauvolumen von kartesischen Druckern ist in erster Näherung würfelförmig. Größere Drucker haben oft eine etwas verlängerte Hochachse.

Das gut nachvollziehbare Funktionsprinzip eines kartesischen Druckers ist besonders für Anfänger eine Erleichterung bei der Lösung von Kalibrierungsproblemen

Der größte Nachteil von Druckern der kartesischen Variante ist die Tatsache, dass beim Drucken nicht allein der Druckkopf bewegt wird, sondern auch einer Achse das komplette Druckbett inklusive Druckobjekt bewegt wird, sowie auf anderen Achse stets eine ganze Schiene auf und ab bewegt werden muss. Das verringert nicht nur die Präzision beim Drucken, sondern führt auch dazu, dass die Druckgeschwindigkeit durch das verhältnismäßig hohe Gewicht der bewegten Teile schnell an Grenzen stößt.

Delta-Drucker sind in vielen Aspekten eine Spiegelung der Pro- und Kontrapunkte von kartesischen Druckern. Sie sind in den letzten Jahren stets etwas teurer gewesen (gilt wie gesagt nicht für den Q5) und haben sich ob ihres schwerer verständlichen Funktionsprinzips auch nicht der gleichen Beliebtheit erfreut, wie das klassische Pendant.

Dabei haben Delta-Drucker einen ganz besonders großen Vorteil gegenüber kartesischen Druckern. Die bewegte Masse ist im Vergleich extrem gering. Das Druckbett ist fest verbaut und bewegt sich nicht und der Extruder bewegt sich, von dünnen Carbon- oder Stahlstangen gehalten, mühelos durch den Raum.

Dieser auf den ersten Blick marginale Unterschied sorgst dafür, dass die Druckgeschwindigkeit von Delta-Druckern bei gleicher Präzision meist deutlich über allem liegt, was kartesische Drucker zustande bringen.

Dieses Funktionsprinzip hat allerdings einen Preis. Das Druckvolumen von Delta-Druckern ist in der Regel zylinderförmig. Sollte der Drucker schlecht kalibriert sein oder das Bed-leveling nicht sorgfältig durchgeführt worden sein, neigen Deltas dazu, in den Randbereichen des Zylindern Verzerrungen zu entwickeln.

Außerdem besitzen die meisten Deltas in Sachen Druckvolumen eine deutlich verlängerte Hochachse. Das kann, je nach den Bedürfnissen der Nutzer*innen gut oder schlecht sein, sollte aber auf jeden Fall im Hinterkopf behalten werden.


FL-SUN Q5 und Creality Ender 3 | meine Abwägungen

Immer wieder liest man, man solle sich auf keinen Fall einen Delta als ersten Drucker zulegen. Zugegeben: Anfangs habe ich Deltas aus eben diesem Grund kategorisch ausgeschlossen.

Bei längerer Beschäftigung mit dem Thema ist allerdings immer klarer geworden, dass der FLSUN Q5 deutlich besser zu mein persönliches Anforderungsprofil erfüllt, als es der Ender 3 schafft.

Erstens braucht ein Delter schlicht weniger Grundfläche als ein kartesischer Drucker, bei dem sich auch noch das Druckbett vor und zurück bewegt. Für den vorgesehenen Standort des Druckers ist das in diesem Fall ein äußerst wichtiges Kriterium.

Zweitens merkt man den günstigen Versionen des Ender 3 meiner Meinung nach an, dass sie schon ein paar Jahre mehr auf dem Rücken haben. Äußert sich vorallem darin, dass im Q5 von Haus aus deutlich bessere Motortreiber für die Schrittmotoren verbaut sind. Das bedeutet vorallem eines: leiseres Drucken. Und das ist mir wichtig. Das folgende Video vermittelt einen guten Eindruck davon wie unfassbar ruhig der Delta von FLSUN selbst bei hohen Druckgeschwindigkeiten ist:

Drittens reizt mich die bereits angesprochene höhere Druckgeschwindigkeit von Deltas. Mir ist schon klar, dass ein günstiger Delta wie der Q5 nicht das theoretische Maximum eines Delta-Druckers erreicht, schneller als der Ender 3 sollte er, nach diversen Berichten zu urteilen, aber auf jeden Fall sein.

Und zu guter Letzt finde ich die Bewegung eines Delta-Druckers einfach faszinierend. Das ist jetzt zwar kein objektiver Vorteil aber trotzdem nicht ganz unwichtig 😉

Achja und der Q5 verfügt über automatisches Druckbett-Leveling! Ein nützliches Feature, welches einem Zeit und Nerven spart und das ich beinahe vergessen hätte.

Soviel erstmal zum Vergleich von Creality Ender 3 und FL-SUN Q5 und den Gründen, für meine Entscheidung für den Q5. Ich werde natürlich auch über zukünftige Erfahrungen mit dem Drucker berichten und vll das ein oder andere Video hochladen, sofern Interesse an der Thematik besteht.

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Creality Ender 3: https://amzn.to/3mMTPil

Viel Spaß beim Drucken!

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